Novembertrübsinn

04.11.2017

Wenn der Lieblingsjapaner einsam ist, dann denkt er an irgendetwas anderes, fährt ins Labor oder liest etwas für seine Masterarbeit, erzählt er mir. Manchmal telefonieren wir dann auch. Ich kann das irgendwie nicht. Wenn ich einsam bin, dann halte ich es meistens wie Wondrak, suhle mich im Selbstmitleid und umarme den Trübsinn neben mir. Besser geht es mir dadurch nur manchmal. Über welche der Methoden die Gesündere ist, darüber lässt sich wohl lange diskutieren. 

Aber ich mag die Janosch-Reihe des Zeit-Magazins sehr, deswegen wollte ich euch dieses Bild nicht vorenthalten. 

Außerdem passt es im Moment ganz gut zu mir - der Lieblingsjapaner arbeitet im Moment für mehrere Wochen auf einem Forschungsschiff irgendwo vor der Küste Taiwans und hat nur alle Lichtjahre mal Internetverbindung. Unsere Kommunikation ist somit auf ein paar Nachrichten, die wohl erst in ein paar Wochen ihren Empfänger erreichen, reduziert worden. Komisches Gefühl so ins "Leere" zu schreiben und zu wissen, dass der Andere sowieso jetzt nicht lesen kann, dass ich Pfannkuchen zum Frühstück hatte. Ob das in drei Wochen dann überhaupt noch Relevanz hat?

So sehr ich mich manchmal über schlechte Skypeverbindungen und Zeitverschiebungsprobleme beschwere, so sehr merke ich jetzt welcher Luxus es ist, normalerweise täglich über das Internet gratis in Kontakt stehen zu können. Meine Strategie gegen den Novembertrübsinn ist jetzt im besten Falle Ablenkung durch Kochabende und Konzerte mit Freunden. Den Trübsinn umarme ich dann nur noch abends allein zuhaus. 


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