Christkind in Zolluniform

Die Tokyo-Skyline verrät schon den Absender :)
Die Tokyo-Skyline verrät schon den Absender :)

03.01.2018

Wie stellst du dir eigentlich das Christkind vor? Weißes Gewand, Ringellöckchen? Oder bringt bei euch daheim doch eher der Weihnachtsmann die Geschenke? Mein Christkind gestern trug Jeans und Hemd und Halbglatze. Trotzdem hätte meine Aufregung nicht größer sein können. Denn gestern, schon zwei Tage im neuen Jahr angekommen, konnte ich endlich das lang ersehnte Weihnachts-Päckchen des Lieblingsjapaners im Zollamt abholen.

Eigentlich hatte es immer problemlos geklappt mit unseren Päckchen und Briefen und Postkarten, eine gute Woche Vorfreude und schon war es für gewöhnlich hier, das Stückchen Japan. Nur diese Weihnachten war es irgendwie anders. Eine Woche verging und dann noch einen Tag und noch einen und plötzlich war Weihnachten auch schon wieder vorbei, ohne Päckchen. Bis dann auf einmal der Bescheid vom Zollamt im Briefkasten lag, das war vorher noch nie passiert. Ich war aufgeregt und wusste nicht was mich erwarten würde... würde ich etwa zusehen müssen, wie eine fremde Person mein Stückchen Japan als aller Erstes öffnet und um dann dafür noch einen Haufen Zoll nachzuzahlen? Vielleicht klingt es komisch, aber dieser Moment endlich nach all dem Warten etwas in der Hand zu halten, das der Lieblingsjapaner zusammengestellt hat – zum ersten Mal den beiliegenden Brief zu lesen – das ist ein Moment, den ich irgendwie nicht mit Anderen teilen möchte.

 

Umso überraschter war ich dann von meinem tatsächlichen ersten Besuch im Zollamt. Ich durfte das Päckchen ganz allein öffnen, der Zollbeamte schaute noch nicht mal richtig hin – die beiliegende Karte habe ich mir trotzdem für später aufgehoben. Und noch nicht mal nachzahlen musste ich, die junge Frau vor mir ließ sieben Euro für einen amerikanischen Lipgloss dort. Lebenserfahrung „Fahrt aufs Zollamt“ ist somit auch abgehakt. 

Und weil ich dann sowieso schon mal unterwegs war, ging es weiter in den asiatisch-japanischen Supermarkt mit Bistro. Vollgefüllt mit Japanfreude mit Blick auf die nagelneue Lieblingsjapaner-Uhr am Handgelenk, schmeckten dann die vegetarischen Ramen im vollgestopften Asialaden noch zehnmal so gut. Am liebsten hätte ich den Laden gar nicht mehr verlassen, bei all dem japanischen Stimmengewirr um mich herum. Ein kleines Highlight war das deutsch-japanische junge Pärchen das ich – händchenhaltend, durch den Laden schlendernd - entdeckte. Immer hintendran: Ein japanisches und ein deutsches Elternpaar, die sich ein paar gebrochene Englische Sätze hin und her warfen. Eigentlich kenne ich diese Leute ja gar nicht, aber trotzdem würde ich bei solchen Begegnungen immer am liebsten rufen „Hey ihr da, ich wäre so wahnsinnig gern mit euch befreundet!!“ Kennt ihr das, oder geht das nur mir so?

Zurück Zuhause stand dann zu allem Überfluss auch noch das verspätete Weihnachtspäckchen der Lieblingsjapanermama auf dem Tisch. Ich konnte mein Nachweihnachts-Neujahres-Glück gar nicht richtig fassen. Jetzt bade ich auf meinem alten Kinderzimmerboden in japanischen Lebensmitteln und schwelge in Erinnerungen. Bis ich es übers Herz bringe die japanische Uhr auf deutsche Zeit umzustellen, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern…

 

 

Kam euer langersehntes Christkind auch mal in unerwarteter Gestalt daher? Und könnt ihr euch auch so schlecht zurückhalten wenn ihr Leute mit lustigen Gemeinsamkeiten zu euch selbst auf der Straße entdeckt?  


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