Tun, was getan werden muss

oder: Dinge, die zu (meinen) Japanbesuchen einfach dazu gehören

06.12.2017

 

Vor noch nicht mal 12 Monaten wusste ich nicht wie Tokyos U-Bahn klingt, welche Geschäfte auf dem Heimweg des Lieblingsjapaners liegen oder wie es sich anfühlt, auf einem Futon zu schlafen. Jetzt am Ende dieses Jahres und damit drei Japanreisen später ist das alles irgendwie so normal geworden, mich selbst überrascht das am Allermeisten. Teil dieser Normalität sind kleine „Traditionen“ die sich still und heimlich so nebenbei ausgebildet haben und die jetzt auf jeder Japan-Reise-To-Do-Liste ganz natürlich ganz oben stehen. Vielleicht könnt ihr manche Dinge nachvollziehen, wenn ihr selbst schon mal in Tokyo wart, vielleicht motiviert es euch aber auch einfach mal hinzufahren. Und eigentlich habe ich auch einfach ein bisschen Lust in Erinnerungen zu schwelgen ;) 

1. T's TanTan Ramen

Für viele Liebhaber der japanischen Küche sind „Ramen“ wohl der Inbegriff von Gute-Laune-Wohlfühl-Essen. Ramen ist der Name einer bestimmten japanischen Nudelsorte, die meist in Verbindung mit einer würzigen Suppe gegessen werden. Verschiedene „Beilagen“ in der Suppe wie Fleisch- und Fischsorten, Mais, Lauch oder getrockneter Seetang vervollständigen das Gericht. Der Satz „Suppe ist doch kein richtiges Abendessen“ zieht bei Ramen so gar nicht. Nicht umsonst sind Ramen das Lieblingsgericht des Lieblingsjapaners. Ein Teil seines alltäglichen Lebens, der mir als Vegetarierin leider sehr oft verwehrt bleibt. Viel zu gern haben die Japaner ihre Fleisch- bzw. Fischbrühe in der Suppe. Bis ich T’s TanTan in der Tokyo Station entdeckt habe. Als Ableger eines größeren vegetarisches Restaurants bietet der kleinere Laden im Bahnhof nämlich vor allem eines an: VEGETARISCHE RAMEN! Und das auch noch in allen erdenklich Farben und Formen. Natürlich musste ich das sofort ausprobieren und kam so im Frühjahr in den Genuss meiner allerersten echten Ramen-Nudelsuppe. Sogar der Lieblingsjapaner konnte sich ein „Schmeckt ja fast wie in 


Echt!“ nicht verkneifen. Seit dem war ich bei jedem meiner Besuche mindestens einmal dort, schließlich gibt es fast nichts Besseres gegen Abreisedatums-Angst als einen heißen, würzigen Teller Ramen-Suppe :)  

2. Sentô-Besuch

Wer meinen Blog auch während meiner letzten Japanreise gelesen hat der weiß, dass ich großer Fan den japanischen Sentô/Badehauskultur bin. Ich weiß nicht genau warum es sich für mich so besonders entspannend und schön anfühlt, mich neben einer Reihe alter Japanerinnen auf einem kleinen Plastikschemel kauernd zu waschen oder in einem altmodisch gekachelten kleinen Becken zu herumzusitzen. Und trotzdem vermisse ich diesen Teil der japanischen Kultur mit am Meisten. Vielleicht ist es dieses Zugehörigkeitsgefühl. Selten fühle ich mich so japanisch-integriert wie im Onsen oder Sentô. Ich reihe mich ein in die jahrhundertealten Benutzungs-Traditionen, hänge meinen Gedanken nach und tausche mit Frauen, die mir auf der Straße nicht in die Augen schauen würden, plötzlich Lächeln und kurze Gespräche aus. Ohne Make-Up und Designerkleid ist man sich auf einmal doch so viel ähnlicher. Mein nächster Sentô-Besuch ist auf jeden Fall schon fest eingeplant!

 

Wie so ein Badehaus überhaupt zu verwenden ist, kannst du hier nachlesen. 

3.  Daiso - 100 Yen Shop, Harajuku

Welches Untier kann schon Nein zu einem Wassermelonen-Spülschwamm sagen?? ;)
Welches Untier kann schon Nein zu einem Wassermelonen-Spülschwamm sagen?? ;)

Auch in Deutschland gibt es 1-Euro-Läden. Die mit der japanischen Entsprechung des 100 -Yen-Shops zu vergleichen, ist aber absolut undenkbar. 100-Yen-Shops in Japan sind oft kleine Kuriositäten-Sammlungen, die es gefühlt an jeder zweiten Straßenecke gibt. Dort findet man von nützlichen und auch weniger nützlichen Handtuchhalterhaken und Karotten-Ausstanz-Tieren bis zu Lamaaufklebern und Sushi-Schlüsselanhängern alles was das Herz begehrt. Zumindest meines ;) Ob die Qualität der Produkte besser ist als beim deutschen Tedi, darüber lässt sich wohl streiten, schöner sind die Dinge aber auf jeden Fall. Und man bekommt keine Kopfschmerzen nach fünf Minuten Geschäftsaufenthalt, wie vom unsäglichen Tedi-Geruch. Deswegen  gibt es meiner Meinung nach keinen besseren Ort um günstige, schöne Souvenirs zu kaufen.

 

Manche dieser Läden bringen es sogar auf Kaufhausgröße mit mehreren Stockwerken. Einer davon ist der 100-Yen-Shop von Daiso im Stadtteil Harajuku. Stunden könnte ich verbringen zwischen wunderschönen Reis-Schüsselchen, Origami-Ohrringen und Mount-Fuji-Briefpapier. Und das tue ich wohl um ehrlich zu sein auch bei jedem meiner Besuche. ;)  

4. Time Out Tokyo

Zwar ist es kein reeller Ort, den ich euch jetzt vorstelle, trotzdem verbringe ich dort vor und während meiner Besuche regelmäßig einiges an Zeit… die Homepage von Time Out Tokyo. Für jeden noch so ausgefallenen Geschmack listet die Website alle denkbaren Restaurants, Cafés, Hotels, Parks, Museen, Kinos, Geschäfte, Stadtteile und so weiter auf und kann damit meiner Meinung nach selbst den besten gedruckten Reiseführern ernsthaft Konkurrenz machen (Allerdings nur für jene, die Englisch oder Japanisch verstehen). Mein liebster Teil der Website ist wohl der Punkt „Things To Do“. Täglich werden hier die interessantesten Aktivitäten des Tages/der Woche/des Monats aktualisiert, außerdem findet man Themengeordnete Sammlungen wie zum Beispiel die besten Weihnachtsmärkte. Man kann sich sogar nur gratis Veranstaltungen anzeigen lassen, wenn man möchte.

 

 

In Tokyo und Umgebung gibt es jeden Tag unendlich viele Dinge zu tun, man muss eben nur davon wissen. Ohne Time Out Tokyo wären mir wahrscheinlich schon viele Events entgangen. Über diese Website war ich unter anderem bei einem gratis Kurzfilmfestival, auf verschiedenen Musikfestivals, habe eine gratis Bibliotheksführung mitgemacht und die schönsten modernen Onsen der Stadt entdeckt. Wer nach Tokyo reist, sollte sich meiner Meinung nach unbedingt mal vorher durchklicken.  

5. Second-Hand-Kimono-Shopping

Und schon wieder geht es ums Einkaufen. Das kann man schließlich in Tokyo verdammt gut ;) Eine kleine Leidenschaft die ich in letzter Zeit entwickelt habe und die eigentlich so gar nicht so richtig Sinn machen will, ist es nach gebrauchten Kimono, Obi, Yukata oder Haori zu suchen. (Kimono und Yukata sind traditionelle japanische Gewänder zu verschiedenen Anlässen, die werden mit breiten Gürteln/Obi gebunden. Haori sind Jacken, die darüber getragen werden). Neu sind diese Dinge meist außerhalb meiner Preisklasse und auch gebraucht muss man oft noch einiges an Geld auf den Ladentisch legen. In einigen Secondhandläden und Spezialgeschäften kann man aber wenn man Glück hat auch echte Schnäppchen auftun. Eigentlich habe ich so gut wie nie die Gelegenheit diese Kleidungsstücke zu tragen und doch kann ich bei einem günstigen, schönen Haori einfach nicht widerstehen. Deswegen muss ich mir wohl schon jetzt eingestehen, dass sich meine Sammlung nach dem nächsten Besuch wohl ein bisschen erweitert haben wird ;) 


6. Banana Pancakes

Während der Lieblingsjapaner und ich zusammen in Norwegen gewohnt haben, hatten wir einige Zeit lang eine Mitbewohnerin, die sich zum Frühstück immer zerdrückte Bananen in ihre Pfannkuchen gemischt hat. Irgendwie ist diese Gewohnheit auf uns übergesprungen und wir haben angefangen, an besonders schönen Tagen morgens zusammen „Banana Pancakes“ zu backen. Unser gemeinsamer Alltag und die damit zusammenstehenden Traditionen haben sich leider durch die Fernbeziehung auf ein Jahresminimum verkürzt. Diese eine Tradition hat sich jedoch gehalten: Bei jedem unserer Treffen gibt es an besonderen Tagen morgens Banana Pancakes. Und zu feiern gibt es schließlich genug, Geburtstage, Valentinstag, eineinviertel Jahre-und fünf-Tage-Jahrestag…. oder man nimmt ein gemeinsames freies Wochenende einfach als ganz eigenen Grund zu feiern :)

 

 

Die nächsten Banana-Pancakes mit Lieblingsjapaner kann ich gar nicht mehr abwarten. In 91 Tagen ist es so weit. Denn ich habe endlich meinen nächsten Flug buchen können! Die To-Do-Liste für den nächsten Besuch fängt schon wieder an sich zu füllen… mit ihr wächst die Vorfreude:) 

 

Wart ihr auch schon mal in Japan? Was gehört zu jedem eurer Besuche dazu? Was würdet ihr gerne mal sehen?


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Kommentare: 2
  • #1

    Thomas (Donnerstag, 07 Dezember 2017 09:17)

    Hallo,

    nachdem ich Ihr Tagebuch, und eben den letzten Bericht, gelesen habe. Wollte ich auch was schreiben.
    Ich gehöre zu den älteren Menschen und war noch nie in Japan, lese aber seit mehren Monaten viele Tagebücher, Berichte und interessiere mich für die Kultuer, Essen und die Kampfkünste.
    Mir gefallen ihre persönlichen Berichte und der Einblick in den Alltag, sowas finde ich sehr schön.
    Mein Ziel ist es, im Jahr 2019 nach Japan zu reisen, sofern die Familie mit weg lässt. Dort möchte ich mir eine Dojo in Iwama ansehen und ansonsten eher in die Gegend von Kyoto und dem Umland reisen.
    Ein Besuch in einem Onsen würde ich mir wünschen (wenn ich reinkomme) und ich würde mir auf alle Fälle einen traditionellen Anzug samt Hakama holen. Ich finde die Kleidung sehr schön und bequem.
    Ich danke Ihnen für den Einblick in das japanische Leben und wünsche ihnen Beiden weiterhin alles Gute für die Zukunft.
    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas

  • #2

    Isabella (Donnerstag, 07 Dezember 2017 10:20)

    Hallo Thomas,
    wenn mein Blog ein bisschen zum Japanreisen inspiriert (und sei es auch nur im Kopf!) freut mich das sehr!
    Und ich kann Sie nur darin bestärken, Ihren Wunsch von einer Reise wahr zu machen! Und selbst wenn man noch nie in Asien war oder kein Japanisch spricht, kann man dort gut herumreisen, die Menschen sind wirklich zum größten Teil sehr hilfsbereit und gastfreundlich.
    Bezüglich der Onsen hatte ich persönlich noch nie Probleme. Ich habe zwar auch von Onsen gelesen in die keine Ausländer gehen können, selbst habe ich das aber noch nie erlebt,... das wird bestimmt klappen mit dem Onsenbesuch! Selbst mit Tattoos ist das zumindest in größeren Städten kein Problem mehr.
    Und den Plan traditionelle Kleidung zu kaufen kann ich nur unterschreiben, ich finde auch es gibt kein schöneres Mitbringsel/Erinnerungsstück als traditionelle Kleidung oder landestypische Lebensmittel.
    Ich drücke Ihnen die Daumen, dass sich ihr Plan von 2019 erfüllt!
    Viele Grüße,
    Isabella