Viereckige Vorfreude

05.03.2018

Meine letzten Wochen waren dominiert von Stress. Arbeiten, Examensprüfung, Training, zu wenig Schlaf und die gefühlt am längsten aufgeschobene schriftliche Hausarbeit seit Gründung meiner Universität ;) Das hat mich alles ziemlich geschlaucht und an manchen Tagen hätte ich gerne unverantwortlicherweise alles hingeschmissen. Aber irgendwann war dann wie durch ein Wunder auch die nervigste Hausarbeit fertig geschrieben und die Tagesanzahl bis zur nächsten Japanreise beim Blick in den Kalender auf einmal nur noch einstellig. Denn das ist das Gute an Stress: Die Zeit rinnt einem dermaßen durch die Finger, dass auch schöne Termine plötzlich angerast kommen. Jetzt bin ich bis zu meinem Flug wieder Zuhause bei meinen Eltern und die Vorfreude, die die letzten Wochen wegen zu viel Uniquatsch im Kopf nicht so richtig genossen werden konnte, schlägt mittlerweile mit voller Wucht ein. Koffer packen ist wirklich so wahnsinnig viel schöner als Koffer entleeren! Leider warte ich noch immer sehnsüchtig auf die Erfindung eines Koffers mit endlosem Boden und bis der veröffentlicht wird, muss ich mich beim Packen gezwungenermaßen wohl aufs Wesentliche beschränken, was mir um ehrlich zu sein immer wieder aufs Neue schwer fällt. Kamera, Lieblingssocken und Flugzeugnackenkissen… klar muss das alles mit! Was sonst noch so auf meiner ganz persönlichen Japanpackliste steht, kommt jetzt :) 

1. Für die Lieben

Japan ist ein Souvenirland. Und damit meine ich nicht nur die Touristen die Hello Kitty Kuscheldecken und Fächer mit Wellenaufdruck nach Hause schleppen. Souvenirs gehören auch bei Einheimischen einfach zum guten Ton. Egal ob man von der zweijährigen Weltumsegelung oder vom Wochenendtrip in die Nachbarstadt zurück kommt, wer nicht zumindest eine Kleinigkeit für Familie, Freunde und Kollegen mitgebracht hat, wird aller wahrscheinlich nach schräg angeguckt. Deswegen schießen Souvenirläden mit wunderschön verpackten Süßigkeiten, Magneten, Plüschtieren und was man sonst noch so alles als Souvenir verkaufen könnte in Japan an jeder zweiten Straßenkreuzung aus dem Boden. Die Familie und Bekannten des Lieblingsjapaners stehen dem japanischen Durchschnitt in Sachen Souvenirliebe in nichts nach und sind dabei extrem beharrend, wenn es darum geht dieser Deutschen zu jeder Gelegenheit noch ein weiteres Geschenk zu machen. In solchen Situationen nichts zurückgeben zu können, empfinde ich als extrem unangenehm. Der Lieblingsjapaner meint zwar, ich müsse nicht jedes Mal deutsche Souvenirs mitbringen, aber eine einseitige Geschenksituation möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Und weil ich nie so genau wissen kann, welchen Nachbarn oder Cousin dritten Grades ich bei meiner Reise treffen werde, reise ich nach Japan nur mit einer riesigen deutschen Souvenirtasche. Außerdem machen die verteilten Souvenirs in der Rückreise umso mehr Platz für neugekaufte japanische Schätze ;)  

2. Für den Liebsten

Was Geschenke und Souvenirs angeht ist der liebe Lieblingsjapaner ziemlich anspruchslos, wenn es nach ihm ginge müsste ich ihm auch gar nichts aus Deutschland mitbringen. Dabei weiß ich ganz genau, dass er seit seinem Zusammenwohnen mit deutscher Mitbewohnerin eine heimliche Schwäche für deutsches Naturradler hat. Klar könnte man in Japan auch einfach Bier mit Sprite zusammenschütten, aber gegen das Radlerflaschen öffnen mit Bügelverschluss kommt das dann doch nicht an. Deswegen finden sich in meinem Koffer immer 2, 3 dick verpackte Radlerflaschen.  

3. Für mich

Vielleicht klingt es verrückt in das Lebensmittel-Traumland Japan deutsche Lebensmittel mitzubringen. Und so wunderbar auch Sushi, Ramen und Co. in Japan schmecken mögen, so viel hat Japan in Sachen vegetarischem oder veganem Essen leider immer noch aufzuholen. Gerade in Tokyo geht auswärts Essen als Vegetarier zwar immer besser, aber nach einer Weile gehen die Restaurantbesuche doch ins Geld. Und weil die Suche nach Gemüsebrühe, Sojahack oder vegetarischem Brotaufstrich in japanischen Supermärkten schnell zum nervenaufreibenden Abenteuer werden kann, habe ich immer ein kleines vegetarisches Survivalpaket dabei. Das macht das Kochen als gemeinsames Hobby von mir und dem Lieblingsjapaner um einiges einfacher und entspannter, was die paar extra Gramm im Koffer auf jeden Fall rechtfertigt.  

4. Für die Zukunft

Wer mich kennt, wird es wohl schon geahnt haben: Was Dinge auswendig lernen angeht, bin ich tatsächlich nicht der fleißigste Mensch auf der Welt ;) Und so sehr ich es liebe neue Sprachen zu lernen, so sehr nervt mich auch das Vokabeln und Grammatikregeln auswendig lernen. Deswegen habe ich auch das Norwegischlernen während meines Auslandsaufenthaltes genossen  – Norwegisch kann man als Deutsch-Muttersprachler auch ziemlich gut einfach nebenbei in Alltagsgesprächen lernen. Mit Japanisch sieht die Sache da schon ein bisschen komplizierter aus und die eineinhalb Stunden Volkshochschulkurs die Woche sind natürlich auch nicht ausreichend um große Fortschritte zu machen. Wenn man den Ansporn eine Sprache beherrschen zu wollen allerdings direkt vor der Nase hat, wird glücklicherweise auch das Vokabelnlernen ein bisschen interessanter. Deswegen nutze ich meine Freizeit in Japan um mich endlich mal ein bisschen intensiver mit meinen Japanischbüchern auseinander zu setzen. Und wenn man dann einen neugelernten Satz gleich im Anschluss im Supermarkt ausprobieren kann, ist das Erfolgsgefühl umso größer :) 

5. Für freie Stunden

Ich habe es schon öfters erwähnt: Nicht nur ich muss mich in letzter Zeit mit einem stressigen Alltag herumschlagen, auch der Lieblingsjapaner ist in letzter Zeit dauerbeschäftigt. Das wird durch die begonnene Arbeitssuch-Saison nicht unbedingt besser. Sightseeing in Tokyo ist auch allein spannend aber es gibt Tage an denen ich einfach keine Lust habe, für mich ein tagesfüllendes Touristenprogramm auszuarbeiten. Eine der besten Beschäftigungstherapien für mich ist Rollschuhfahren gehen. Sei es als Ausfahrt am Fluss entlang, in einem der Tokyoter Skateparks oder beim Roller Derby Training von einem der Teams in und um Tokyo. Meine Rollschuhe und Schutzausrüstung sind leider alles andere als handlich und leicht, und trotzdem möchte ich sie bei keinem Besuch missen müssen. Nach den vielen nasskalten deutschen Wochen, in denen ich nur drinnen skaten gehen konnte, kann ich lange Ausfahrten unter den Kirschblüten gar nicht abwarten! :)  

 

Jedes Mal wenn ich meine gepackten Koffer in der Zimmerecke stehen sehe, könnte ich Saltos machen vor Vorfreude!! :) Was darf auf eurer (Japan-)Packliste auf keinen Fall fehlen? 


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