19.12.2017

Am Wochenende hatte ich Besuch von einer guten Freundin, Weihnachtsplätzchen wollten wir endlich mal zusammen backen - am liebsten vegan. Sie kümmerte sich um die Rezeptbeschaffung und ergoogelte zu meiner großen Freude ein japanischen Plätzchenrezept auf dem Blog "Cakeinvasion". Fast wäre ich rückwärts umgekippt, als das dann auch noch mit dem Zusatz "vegan" betitelt wurde. Denn selbst, wenn man bei Japan oft an Reis und Tofu denkt, sind Veganer/Vegetarier und Japanische Küche oft keine besonders gute Kombination. Dafür mögen die Japaner vor allem ihren Fisch immer noch viel zu gerne. Mein Vegetarier-sein ist in der Lieblingsjapanerfamilie Grund genug für stundenlange Google-Marathons um vegetarier-freundliche Restaurants ausfindig zu machen und verlangt allen Beteiligten beim Stadtbummel eine gehörige Portion Geduld ab. Bei mir dabei meistens mit einer Spur schlechtem Gewissen verbunden, schließlich möchte ich im Allgemeinen (und in Japan im Besonderen) keine großen Umstände machen. 

Die Population des gemeinen Vegetariers besteht in Japan gefühlt aus 95% Ausländern und 5% Japanerinnen, die sich davon eine gute Figur, glänzende Haare und all die anderen guten Dinge, die bestimmt damit in Verbindung stehen, versprechen. Veganer sind immer noch weitestgehend unbekannt, der Lieblingsjapaner hatte zum Beispiel bevor er mich kennen gelernt hat, noch nie davon gehört. Und warum zum Teufel man eigentlich freiwillig vegan leben sollte, bereitet ihm glaube ich immer noch Kopfzerbrechen, auch wenn er das nie zugeben würde ;)

Wie ihr aber bestimmt merkt, bin auch ich immer noch nicht an Unterernährung gestorben, womit man wohl darauf schließen kann, dass man mit ein bisschen Recherche im Vorhinein, doch auch ganz gut als "Bejitarian" (japan. Schreibweise) im Land der Fischbrühe überleben kann. Ein paar Dinge, die mich selbst vor dem sicheren (!) Hungertod bewart haben, hier für euch zusammengefasst. 

Der Schlüssel zum Erfolg liegt beim Überleben als Bejitarian - wie bei so vielem anderen - ihr ahnt es: in der richtigen Kommunikation. Ich bin schon öfter bei dem Satz "Ich bin Vegetarierin" auf Gesichter voller Unverständnis gestoßen. Grund genug, dass "Ich esse kein XYZ" mein erster kompletter Satz war, den ich auf Japanisch herausgebracht habe, Not macht erfinderisch.. oder so. 

(Der hintere Satz ist immer genau so, wie ich es aussprechen würde, deswegen die "sonderbare" Schreibweise. Fehler sind auf meinem derzeitigen Sprachlevel durchaus möglich ;))

Ich bin Vegetarier*in. - ベジタリアンです. - Bedschitarian deß.

Ich bin Veganer*in. - ベガンです. - Bigan deß.

Haben Sie ein vegetarisches Gericht? - ベジタリアンの料理はありますか? -Bedschitarian no riori wa arimaßka. 

Ich kann kein XYZ essen. - XZY は食べられません. - XYZ wa taberaremaßen.

XYZ ist in Ordnung/kann ich essen. - XZY はだいじょうぶです. - XYZ wa daidschobü deß. 

...Fleisch - 肉 - nikü

...Fisch - 魚 - sakana

...Fischbrühe - 出し - daschi

...Eier - 卵 - tamago

...Milch - 牛乳 - gjünjüh

...Honig - 蜂蜜 - hatchimitsü

...Käse - チーズ - tchiesü (ähnlich dem englischen cheese) 

So wie ich mir im Skiurlaub immer nur Käsespätzle oder Kaiserschmarrn bestellen kann, gibt es auch in Japan ein paar Gerichte die man überall findet. Und die Auswahl ist dabei gar nicht mal so gering. Käsespätzle kann ich mittlerweile nicht mehr sehen. Japanisches Supermarktsushi geht immer noch ;) 

- Inari-Sushi: Reis in einer Tasche aus frittiertem Tofu, gibt's in jedem Supermarktregal und schmeckt immer.

- Kappa-Maki: Sushiröllchen mit Gurke, Standardausstattung jeden Sushi-Restaurants.

- Onigiri: Faustgroße Reisbällchen mit verschiedenen Füllungen, mit Seetang oder Ume-Pflaume auch vegetarisch. Findet man im 24.Std.-Konbini-Laden und ist ein guter Snack zwischendurch.

- Yasai-Tempura: Frittiertes Gemüse mit Sojasauce oder einfach Salz. Lecker und fettig, wie's sein soll ;)

- Pfannkuchen: Wer gerne Süßes zum Mittagessen isst, wird in Japans größeren Städten immer fündig. (Oft hawaiianisch angehauchte) Pfannkuchenläden gibt es nämlich ziemlich oft und ist garantiert immer vegetarisch.

- Okonomiyaki: Großer Pfannkuchen aus gehacktem Weißkohl. Belegt mit allem möglichen, wenn man möchte aber eben auch vegetarisch ohne Bacon oder Fischflocken. 

- Tofu: In allen Farben und Formen, frittiert, roh oder in der Suppe, mit Sauce oder einfach so. Tofu geht immer.

- Shojin Ryori: Traditionell buddhistisch-vegane Küche, vor allem in buddhistischen Tempeln serviert.

- Dorayaki: Kleine süße Pfannkuchen mit roter Bohnenpaste, Sahne o.ä. gefüllt, gedacht als Zwischenmahlzeit oder kleines Frühstück.

- Edamame: Gekochte und gesalzene Sojabohnen, gedacht als Snack zum Bier. Gibt es in jeder Bar.

- Indisch und Italienisch: Zugegeben nicht die spannendste Variante, wenn man in Japan Urlaub macht, zur Not findet sich aber immer etwas Essbares in einem indischen oder italienischen Restaurant. 

- Omurice: Ein Omelett, das mit Reis gefüllt wurde. Gibt es mit fleischigen oder fischigen Saucen, aber auch vegetarisch mit Sahne oder Ketchup. 

Wenn es einen Ort in Japan gibt, an dem Vegetarierherzen ein bisschen höher schlagen, dann ist es wohl Tokyo und seine wachsende Auswahl an vegetarisch und veganen Restaurants und Cafés. Einige Favoriten konnte ich schon durchprobieren, längst habe ich aber noch nicht alle Möglichkeiten probiert - was auf jeden Fall für die wachsende Zahl jener Restaurant spricht. Hier meine Lieblinge!

- T's-Tantan: Beste vegetarische Ramen, die man sich vorstellen kann :) Am Liebsten gehe ich in die Filiale im Hauptbahnhof Tokyo. 

- Brown Sugar 1st: Veganes, organisches und auch noch super süßes Café in Harajuku mit extrem guten Cupcakes!

- Mominoki-House: Traditionell japanisches Essen, alles organisch und viele vegetarische und vegane Gerichte, mehr oder weniger in direkter Nachbarschaft zum veganen Café Brown Sugar 1st. 

- Organic table by Lapaz: Leckere vegane Burger in cooler Atmosphäre in Shibuya. 

- Yakuzenshokudo Chabuzen: Winziges Restaurant in Shimokitazawa mit leckeren veganen Ramen. So klein, dass man fast vorbei läuft, Achtung ;) 

- Komaki Shokudō: Kleines Restaurant, spezialisiert auf buddhistisch-vegane Küche "Shojin Ryori" in Akihabara. Tolle Gelegenheit diese Art des Kochens auszuprobieren, ohne in einen Tempel gehen oder die Stadt verlassen zu müssen. 

- Nagi Shokudo: Winziges, etwas alternativ-charmant-heruntergekommenes Restaurant in Daikanyama, schnell zu übersehen. Billige vegane und typisch japanische Lunch-Menüs.